Mediaval-Bote

Nachrichten vom Goldberg- Sonntag, 08.09.2019

2017 - 2018 - 2019: Fr - Sa - So

Bandinterview: Eluveitie

Unser letztes Konzert des 12. Festival-Mediaval wird nochmals ein echtes Highlight. Die Schweizer Folkmetalband ist weltweit eine echt große Nummer. Fast 800.000 Follower auf Facebook sagen schon alles. Im November gibt es die Band übrigens Live auf CD, heute gibt es sie live beim Festival-Mediaval.
Die perfekte Einstimmung auch für das nächste Jahr mit dem Rock und Metalspecial. Ein Interview mit Chrigel Glanzmann ist somit Pflicht. Danke an Ihn für ein wirklich großartiges Interview, aber auch an all die anderen Interviewpartner unseres Mediaval-Boten. Wir wissen das wirklich sehr zu schätzen. Nun hat aber Chrigel das Wort, ich versprech Euch es wird hochinteressant, aber lest selbst.
Bei der zwölften Ausgabe des Festival Mediavals stehst Du mit Eluveitie nun endlich erstmals auch auf der Bühne in Selb. Was dürfen die Besucher denn vom heutigen Auftritt erwarten?Chrigel: Wir freuen uns sehr auf diese Show! Wir sind derweil mitten im Ategnatos Welttour Zyklus und voll 'warm gelaufen'. Die Besucher des Festival-Mediavals wird eine geballte Ladung Folk Metal mit voller Wucht treffen! Natürlich werden wir vieles von unserem neuen Album spielen, aber trotzdem auch viele Songs unserer kompletten Diskografie, inklusive akustischer Stücke!

Was erwartet ihr Euch denn von Selb. Und vom Festival. Was habt ihr denn darüber schon gehört?Chrigel: Gehört habe ich persönlich ehrlich gesagt noch nicht sehr viel davon. Denke, das geht uns allen so. Das dürfte aber auch primär daran liegen, dass wir fast konstant auf der ganzen Welt auf Tournee sind und von „zu Hause“ oft gar nicht so viel mitkriegen. Worin ich mir aber jetzt schon sicher bin, ist, dass wir alle – alle Festival-Besucher und wir – eine fantastische gemeinsame Zeit haben werden!

Die Bandgeschichte von Eluveitie ist ja durch den Weggang einiger Musiker in der Vergangenheit nicht unbedingt eine einfache. Inzwischen ist das aber alles Vergangenheit und der Auftritt den ich am Feuertanz Festival gesehen habe, hat gezeigt, dass Eluveitie nicht nur wieder eine echte Band sind, sondern vielleicht so gut wie noch nie. Wieviel Chrigel ist denn Eluveitie und wieviel Band? Und was bedeutet dir denn ein harmonisches Bandgefüge Chrigel?Chrigel: Das ist etwas, was sich im Laufe der letzten 17 Jahre eigentlich konstant verändert hat. In unseren Anfangs-Zeiten zu „Spirit“ und „Slania“ war Eluveitie schon sehr stark „Chrigel“. Das heisst, dass ich eigentlich komplett alles machte und quasi jeden einzelnen Ton für jedes einzelne Instrument komponierte. Das hat sich in den Jahren danach kontinuierlich verändert und mehr und mehr begannen sich auch andere Bandmitglieder einzubringen, was ich sehr schön finde. Diese Tendenz hat sich seit unserem zweiten Akustik-Album „Evocation II – Pantheon“ noch deutlich verstärkt. Auch wenn ich immer noch quasi die „Vision“ von nem Album, sein musikalisches und lyrisches Konzept vorlege, so ist's dennoch so, dass wir heute mehr als ganze Band zusammenarbeiten, als jemals zuvor. Wir befinden uns in einer sehr kreativen Phase, würde ich sagen. Ein harmonisches Bandgefüge ist für mich – und für uns alle – eigentlich das A und O! Klar, auf einem rein professionellen Level kann man als Band auch funktionieren, wenn nicht so ein harmonisches Gefüge da ist. Aber eben... es ist dann vielmehr ein „funktionieren“ als sonst etwas. Aber eine Band ist keine Firma! Es geht immer noch um Kunst und Ausdruck – das sind emotionale Dinge. Und ich bin überzeugt davon, dass man es der Musik anhört und einer Band live vor allem anmerkt und spürt, wie harmonisch das Bandgefüge ist, oder eben auch nicht!

Einen großen Anteil hat auch Fabienne Erni, die in Abenberg das Publikum mit ihrer Stimme geradezu weggeblasen hat. Auch in Selb wird das sicher so sein. Wie lange hast Du denn gesucht und wie findet man so einen perfekten Gegenpart zu Deiner Stimme?Chrigel: Ganz ehrlich, es dauerte Lange! Gut, dazu muss man halt auch bedenken, dass Anna wirklich große Fußstapfen hinterließ, die es zu füllen galt. Anna ist, meiner Meinung nach, eine der großartigsten Sängerinnen heutzutage! Insofern: Wir suchten lange. Und auch international. Ich tingelte Monate lang in Europa umher, traf mich mit Sängerinnen und machte Aufnahmen. Wir haben uns über hundert (!) Sängerinnen angehört. Und dann eines Tages kam da plötzlich Fabi daher – via unsern Gitarristen Jonas (die kannten sich flüchtig). Und genau so, wie es dem Abenberger Publikum ging, ging es uns damals auch. Ich kann mich noch an den Moment erinnern, als wäre es gestern gewesen: Ich saß gerade mit unserer Geigerin Nicole (die auch maßgeblich an der Sängerinnen-Suche beteiligt war) auf dem Balkon, als die Mail von Fabi mit ihrer Aufnahme ins Postfach flatterte. Gespannt öffneten wir gleich die mp3. Es dauerte knapp 3 Sekunden, Nicole und ich schauten uns an, hatten fast Tränen in den Augen und nickten uns zu. Unabhängig voneinander war uns beiden sofort klar: Sie ist es! Fabi ist nicht einfach nur gesangs-technisch eine unglaubliche Musikerin, sie hat einfach auch etwas, was direkt ins Herz geht.

2019 standet ihr ja auch auf der Metal Bühne schlechthin in Wacken und habt vor Menschenmassen einen tollen Auftritt hingelegt, den ich zum Glück, im Fernsehen mitverfolgen konnte. Wenn man diese Menschenmassen sieht und sieht wie ihr gefeiert wurdet, stellt sich die Frage, wie lange braucht man eigentlich um dann wieder im Alltag anzukommen?Chrigel: Das mag jetzt vielleicht etwas blöd und abgebrüht klingen... aber, das ist etwas, was man echt lernt. Ich meine, wie gesagt, wir touren viel, manchmal spielen wir an die 200 Konzerte im Jahr. Und wir machen das ja auch nicht erst seit gestern, sondern seit 17 Jahren. Da entwickelt man schon sowas wie eine berufliche Routine. Das soll allerdings nicht heißen, dass dies auf Kosten der Leidenschaft geht! Gar nicht. Wir freuen uns auf jede einzelne Show, die wir spielen, sind mit Leidenschaft dabei, genießen sie in vollen Zügen und sind dankbar dafür! Vielleicht geht das sogar erst recht dank der Routine, da man sich wirklich voll auf's Publikum einlassen und voll auf die Musik konzentrieren kann (ohne durch z.B. sowas wie Lampenfieber abgelenkt zu sein).

Das Jahr 2019 war ja für Eluveitie ein ganz besonderes. Wacken und Summer Breeze, dann das größte Mittelalterfestival in Selb und einige große Konzerte im Ausland u.a. Spanien, England und Frankreich. Das ist ja kaum zu toppen. Wie sind denn deine Pläne für die Zukunft lieber Chrigel?Chrigel: Nun, dieses Jahr kam unser jüngstes 'Baby' „Ategnatos“ zur Welt. Und der Ategnatos Welttour-Zyklus ist bis jetzt tatsächlich ziemlich umfangreich. Wir sind dieses Jahr eigentlich nur auf Tour. Wir begannen Ende Januar mit einer Südamerika Tour, im Frühling tourten wir dann durch Asien, danach durch Australien und Neuseeland. Pünktlich zur Festival-Saison waren wir wieder zurück in Europa und hatten tatsächlich den dichtesten Festival-Sommer unserer gesamten Karriere. Das Festival-Mediaval wird übrigens für uns die Abschluss-Show der Festival-Saison sein! Gleich eine Woche danach geht’s dann bis Mitte Oktober Übersee auf eine große Nordamerika Tournee. Dann haben wir zwei Wochen Pause und danach geht’s auf eine sehr ausgedehnte Europa-Tournee – bis kurz vor Weihnachten. Für dieses Jahr sind wir also schon mal beschäftigt! Nichts desto trotz haben wir natürlich durchaus Pläne, haha! Im November werden wir ein Live-Album „Live at Masters Of Rock“ veröffentlichen, was in diesem fantastischen Festival-Sommer entstanden ist! Darüber hinaus arbeiten wir an sehr coolen Projekten, über die ich im Moment aber noch nichts sagen darf. Aber wir werden in den kommenden Monaten mit ziemlich fetten News daherkommen!

Der Vorname Chrigel ist für Deutsche Ohren ja extrem ungewöhnlich. In der Schweiz gibt es ja noch einen bekannten Gleitschirmflieger mit demselben Vornamen aber auch da ist er recht selten denke ich. Kannst Du uns etwas darüber erzählen? Chrigel: Stimmt! Chrigel Maurer heißt der, oder? Ja, „Chrigel“ (oder auch „Chrigi“ & „Chrigu“) sind absolut gebräuchlich in der Schweiz. „Chrigel“ ist einfach die schweizerische Form von „Christian“, manchmal auch von „Christoph“. In meinem Reisepass steht „Christian“, aber keine Sau würde mich je so nennen. In der Schweiz heißt das einfach „Chrigel“. :)

Es gibt kaum eine Band die stilistisch so eine Bandbreite zu bieten hat. Da gibt es die ganz heftige Metalnummer mit ganz viel Gegrowle, aber auch eine ganz zarte, fast zerbrechliche Folknummer ist bei Eluveitie immer möglich. Und ihr könnt ja auch problemlos ein Folk-Unplugged Konzert abliefern, bei dem alle Zuhörer Gänsehaut bekommen würden. Ist das auch typisch für den Menschen Chrigel Glanzmann, der musikalisch sowohl die ganz ruhigen Töne wie auch das ganz brachiale liebt?Chrigel: Haha! Du kannst Sachen fragen! :) Ich weiß nicht, ob man das so betrachten kann. Musik ist für mich etwas sehr Emotionales. Für mich geht es immer um Gefühl und Atmosphäre. Meiner Meinung nach wird Musik dann zu guter Musik, wenn sie die Fähigkeit besitzt, dem Hörer Bilder vor sein inneres Auge zu zaubern. Und für mich sind beide Aspekte – das ganz zarte und das brachiale – Stilmittel. Ich empfinde das brachiale auch nicht einfach primär als „brachial“ und auch nicht zwingend den Gegensatz zu den zarten Klängen. Wie gesagt, es geht primär darum, eine Atmosphäre zu kreieren.

Ihr habt unfassbar viele Fans, allein auf Facebook fast 800.000. Das muss man erst mal schaffen, noch dazu, wenn man aus einem Land kommt, dass gemeinhin nicht als Nabel der Musikwelt gilt. Ich glaub aber selbst in der Schweiz seid ihr ziemliche Exoten als Folk-Metalband. Wie sieht es denn in der Schweiz mit der Musikszene und der Mittelalterszene aus?Chrigel: Ich glaube, unsere Geschichte in der Schweiz zeigt ziemlich schweizerisch das verkorkste Schweizer Selbstverständnis! :) Die Schweizer haben kulturell kein gutes Selbstbewusstsein. Wenn Herr und Frau Schweizer z.B. von einer neuen Schweizer Band hören, ist die erste Reaktion „Ach, es kommt aus der Schweiz? Dass kann ja nix sein, was taugt!“. So war es auch mit uns. Heute sind wir in der Schweiz durchaus ein Mainstream Act, laufen im Radio, sind im Fernsehen zu sehen und werden von der großen Tagespresse aufgenommen. Aber das ist erst seit einigen Jahren so. Und zwar mussten wir quasi erst über den großen Teich und in Trumpanien kehrt machen, um in unserer Heimat anzukommen. Als die Schweizer Tagespresse einmal mitkriegte, dass wir als Schweizer Band weltweit spielen haben und z.B. in den USA Headliner-Tourneen ausverkaufen, waren wir plötzlich interessant. Erst dann, haha!

Auf Euerer neuesten CD Ategnatos ist erstmals ein Streichquartett dabei. Hast Du schon mal darüber nachgedacht eine Tour mit Orchester und Chor zu starten, viele Songs bieten sich dazu ja geradezu an.Chrigel: Ja unbedingt! Mit Streichern und Orchestration arbeiten wir ja schon seit vielen Jahren. Bei Ategnatos war es einfach das erste Mal, dass wir so komplett ein fixes Streichquartett am Start hatten. Diese Idee geistert immer mal wieder in unseren Köpfen herum. Bisher war es logistisch einfach nicht machbar. Aber wer weiß, vielleicht eines Tages! Das würde ich schon sehr gerne mal machen!

Lass uns etwas in die Eluveitie Zukunft blicken, nach dem großartigen zweiten Akustikalbum Evocation II und dem erst erschienenen „Ategnatos“ wird es mit einem neuen Werk wohl etwas dauern, oder kannst Du dazu schon etwas sagen? Im Moment liegt aber sicher das Augenmerk auf die bevorstehende Tour mit Lacuna Coil. Wie soll denn das ablaufen, steht ihr eventuell sogar gemeinsam auf der Bühne? Chrigel: Wir freuen uns extrem auf die Tour mit Lacuna Coil! Das sind einfach ganz tolle Leute! Ob wir gemeinsam was machen werden? Gut möglich. Geplant haben wir bislang nichts in die Richtung, aber solche Dinge entstehen sowieso immer am besten spontan! Zu unserm nächsten Album kann ich in der Tat noch nicht so viel sagen. Das heißt, unser nächstes wird ja „Live at Masters Of Rock“ sein und im November erscheinen! Aber das nächste Studio-Album... nun, soviel kann ich verraten: Wir sind derweil bereits dabei, erste Ideen zu sammeln und werkeln an einem Konzept herum!

Zum Abschluss gibt’s noch einen kleinen Joker. Was wollt ihr denn unbedingt noch los werden? Was sollten die Leute unbedingt noch über Eluveitie wissen oder was ist Euch noch wichtig, was bisher nicht zur Sprache kam? Chrigel: Puh, Du fragst Sachen, haha! Ganz ehrlich gesagt: Ich bin sowieso der Überzeugung, dass sich jeder Mensch seine eigenen Gedanken machen und sich seine eigene Meinung bilden soll! Insofern, jeder nimmt Eluveitie ohnehin auf seine eigene Art und Weise wahr und denkt sich seine Sache dazu. Und das ist auch gut so!

Bandinterview: Bran

Eine Band, die sicher die wenigsten kennen ist die Band Bran aus Tschechien. Ich werde die ersten Minuten ihres Konzertes bei der ersten Ausgabe des Festival-Mediaval CZ 2018 nie vergessen, als ganz wenig Leute vor der Bühne standen und nach einem Song das ganze Gelände praktisch wie leergefegt war. Alle versammelten sich vor der Bühne, um das Konzert zu verfolgen, zu tanzen und Spaß zu haben. Das sagt schon viel über die Qualität dieser Band aus. Ein echter Geheimtipp, nicht nur für die Liebhaber der Bretonischen Musik. Musik die süchtig macht und die verzaubert. Deshalb war von Anfang an klar, mit Bran muss man sich unbedingt unterhalten. 2 Bands werden nach der diesjährigen Ausgabe mit Blick auf die Interviews sicher ganz dicke Freunde sein. Thundercrow und Bran (Stichwort Beer). Viel Spaß beim Interview mit Robert Fischmann, dem Sänger der Band und beim Auftritt von Bran.
1) Euer erster Kontakt mit dem Festival-Mediaval war 2018 bei der ersten Ausgabe in Tschechien. Ein Auftritt der total begeistern konnte. Kein Wunder, dass ihr nun auch erstmals in Deutschland bei der 12. Ausgabe des Festival-Mediaval dabei seid und ich bin sicher, die Besucher werden ziemlich fasziniert sein. Was habt ihr denn vom Festival-Mediaval schon gehört und was sind eure Erwartungen?
Frankly, I first learned about the festival’s existence last year. I am not particularly well acquainted with the field of medieval music. But since getting a taste of what the festival’s programming might look like (I was especially thrilled to share the stage with Kroke, one of my fave band hands down), I am thrilled that Bran is now in the line-up. The audience seems to be really knowledgeable and open-minded.

2) Viele Festivalbesucher haben von Bran sicher noch gar nichts gehört. Stellt Euch bzw. die Band doch bitte einmal kurz vor.
Bran was founded in Prague almost 20 years ago by a Breton singer and bombard player Dewi Pajot. It has since seen many “editions”, shall we say, including its near-death-experience when the founding father left for Canada. Strangely, even though we may be the only band in the world (other than tribute bands) in which literally no one from the founding generation remains, there is a certain spirit that survives and makes us into what we are. Or so I like to think…

3) Was können die Besucher denn heute vom Auftritt von Bran erwarten?
Let them brace for a very different take on Breton music. Not entirely ground-breaking, perhaps, but definitely our own. We tend not to take ourselves too seriously, after all, we are a bunch of Czechs playing music from a region in Europe that has very little shared history. So expect some jokes – if they don’t get lost in translation, that is.

4) Seitdem Deutschland widervereinigt wurde und alle Grenzen durchlässig wurden hat der Kontakt zwischen Tschechen und Deutschen immer mehr zugenommen und es ist eine sehr angenehme Nachbarschaft geworden. Trotzdem habe ich das Gefühl gerade in der Musik ist das noch gar nicht so. Tschechische Bands die in Deutschland auftreten sind da eher die Ausnahme. Auch euch kann man kaum in Deutschland live erleben. Habt ihr ne Idee woran das allgemein und auch im speziellen bei euch liegt? Und wie ist es allgemein um die Musikszene in Tschechien bestellt?
I am certainly very much a fan of permeable borders and long may they remain so! As for Czech bands performing little in Germany, I’m not entirely sure that is generally the case. There is much collaboration going on in jazz, for example. As for the “Celtic scene”, I think the main divide has always been between those whose passports match the music they play vs. the local aficionados. That is to say, people are after authenticity, however problematic the concept may be. So it is only natural that promoters who are interested in Breton music tend to prefer bands from that particular region. However, I do think we have a place in the broader Celtic music ecosystem and hopefully we may end up being an interesting addition to the festival line-up. As for the Czech Celtic music scene, it has always been very lively. Partly, it is a result of a crisis in identity after the fall of the iron curtain, since the Slavic connection was seen as enforced by the communists/Soviets. Similarly, Czech republic is now something of a local bluegrass superpower because the American connection allowed for some escape from the dreary realities of life behind the iron curtain.

5) Ihr macht Bretonische Musik und singt sehr viele Songs in Französisch (und das besser als viele Französische nebenbei einmal bemerkt) Das ist ja ebenfalls ziemlich ungewöhnlich für eine tschechische Band. Noch dazu wo inzwischen ja Gott und die Welt Englisch singt. Wie kam es denn dazu?
That comes from our founder, as explained above. It makes us special that way. French is not an easy language to fake, unlike English, so it is not so popular with singers.

6) Ihr habt aber auch tschechische Songs im Programm. Die sich total harmonisch in den französischen Rahmen einfügen. Wie wichtig ist Euch generell Sprache als musikalisches Ausdrucksmittel? Und wie sieht es denn mit Deutsch aus? Wird es demnächst auch einmal einen deutschen Bran Song geben?
Language is of crucial importance to me, not only as a former linguistics student. Each language has a different taste in the mouth, each gives one’s voice a different quality. This code switching, this linguistic promiscuity if you will, is an absolute delight. As for German, it is not my strongest suit, but I love the language. It’s in our veins after all. It has been present in the region for the last millennium and although much work has been done to erase its memory, I for one think it should be more present in the public sphere. That goes for all neighbouring languages. So add to this a Polish song as well.

7) Lasst uns einmal einen kleinen Blick auf Euere Discographie werfen. 2 CDS hab ich, beide wunderschön. Wann gibt es denn neues?
Next year, maybe? Who knows? We are still discussing the possible directions we can take.

8) Bran ist, so wie ich das mitbekommen habe nicht euer einziges Betätigungsfeld. Was macht ihr denn noch?
We are all active musicians, at home in a wide variety of styles. As a flutist I also play jazz and improvised music, but I also double on percussion and keyboards in some folk and pop oriented projects, the most significant of which is the Czech band Nerez.

9) Selb gilt als größtes und schönstes Mittelalterevent und ist zum Beispiel laut New York Times eines von 10 Festivals in Europa, die man unbedingt besuchen sollte. Es ist, wie die gesamte Mittelalterszene in Deutschland auch immer mehr gewachsen. Wie ist es denn um die Mittelalterszene in Tschechien bestellt?
Much to my shame, I have to admit to very little knowledge in that regard. But fair play to the Selb festival, it’s a great honour to be able to perform there.

10) 2020 wird es in AS erneut ein Festival-Mediaval CZ geben, ich hoffe ja sehr auch mit euch. Mein Gefühl ist, dass sich in Tschechien alles um Prag dreht, es sehr schwer ist die Leute auch mal in die Provinz zu locken. Lieg ich da falsch?
Thank you, we will love to participate. I don’t think that everything revolves around Prague, but some regions are definitely more vibrant than others. The former German speaking boarder areas will need much more attention, as they were sorely neglected under the communist regime.

11) Es gibt ja auch noch ne Progrock Band gleichen Namens aus Wales. Kennt ihr die eigentlich? Was steckt denn hinter dem Namen Bran?
And there is I believe a Hungarian band by the same name. The name means ‘raven’ or ‘rook’, a bird with strong mythical connections. We have always seen ourselves as messengers of sorts for Breton music, so this little birdie appeals to us for that reason.

12) Zum Abschluss gibt’s noch einen kleinen Joker. Was wollt ihr denn unbedingt noch los werden? Was sollten die Leute unbedingt noch über Bran wissen oder was ist Euch noch wichtig, was bisher nicht zur Sprache kam?
We like beer. Some of us more than others, but all us are looking forward to having some proper medieval German brew. Yec’hed mat, bonne santé!
Bernd Sonntag

Zum feuchten Literaturzelt


Foto: Floh Hessler

Voll coole Lesungen am Samstag
Der Regen hielt die Furchtlosen nicht ab, den Weg ins Zelt zu finden. Beim Nachmittagsguss wollten sie gar nicht wieder gehen, weil es eben ein regendichtes Dach hat. Amandara lädt zwischendurch die Gäste ein, sich mit einer Kurzgeschichte an der im nächsten Jahr geplanten Anthologie zu beteiligen.
Iny Lorentz las gewohnt sympathisch und Spannung aufbauend aus „Die Widerspenstige“, die nach ihren Wünschen eher „Die Flügelhusaren“ heißen sollte. Das war eine spezielle Einheit der polnischen Reiterei im 16. und 17. Jahrhundert. Und zu genau denen flieht die verkleidete Protagonistin mit ihrem Bruder. Sam Feuerbach las nicht nur aus seinem prämierten „Totengräbersohn“, sondern fachsimpelte mit dem Publikum über Sprecher und Hörbücher. Janika hat aus ihrem druckfrischen Roman gelesen, den ihr ihr Verleger gestern frisch auf einem Autobahnparkplatz übergeben hat. Heike Knauber urteilt über die Lesung ihrer Autorenkollegin: „Unglaublich atmosphärisch, bildhaft, emotional. Ich war sofort im Sog.“
„Berlin – rostiges Herz“ von Sarah Stoffers: „Sie hat sehr spannend gelesen und nicht zu viel verraten. Ich persönlich fand, dass die Stellen klasse ausgewählt waren. Ich hab jetzt ein neues Buch. Die Idee, diese drei Nischen - Steampunk, Endzeit, Krimi und dann auch noch queer – zusammenzufassen, ist so irrwitzig“, meint Billie von Unart Webzine. Auf Lesungen auf dem Ritterfest in Potsdam lernten sich Candrac von Hainrich und Norman Liebold Pfingsten kennen. Das kam am Samstag den Hörern zugute, weil sie für ihre beiden Lesungen eine Allianz eingegangen sind. Norman leitete Candracs Lesung mit einem Klarinettensolo ein und übernahm einen Part wie Candrac in der „Zwergenbinge“-Lesung einen der Zwerge las. Voll cool. Morgen wird Candrac von Hainrich und weitere Autorenkollegen bei „Parzifal“ lesen. Erstmals ein Live-Hörspiel auf den Brettern des Festival-Mediaval, eine Story aus den „Basement tales“. Voll schräg und durchgeknallt.
Helmut Gotschy stellte sich als positive Überraschung heraus. Mit Witz und Charme persiflierte er unsere Mittelalterszene. Er sprach unterschiedliche Mundarten - köstlich! „Bittersüßer Nachtschatten überzeugten das rappelvolle Literaturzelt mit poetischen Texten zu sanften Klängen und nahmen ihre Zuhörer mit auf eine zauberhafte Reise durch den süßen Schmerz, der Leben heißt“, berichtet Autorin Isa Theobald.
Die Bienen singen, Ju, Pur Pur und das Duo MararamaDer Sonntag steht im Zeichen der Vereinigung von Musik und Literatur. In aller Herrgottsfrühe auf dem Festival-Mediaval – um halb zwölf - singen die Bienen in einer Geschichte der kleinen Leute im 12. Jahrhundert. Erzählt von Ralf H. Dorweiler im Spannungsbogen zwischenAberglaube, Religion, Rechtschaffenheit, Nächstenliebe und Bienen. Holger Weinbach lädt anschließend zum dritten Teil der „Eiswolfsaga“ ein: „Wolfsbrüder“ – Leser feiern ihn als Meisterstück der Reihe. Tom Daut schreibt nicht nur klasse, sondern liest einprägsam und voller Charisma seine düstere „Schwestern“-Geschichte aus dem Band „Mütter“.
Eine Überraschung darf ich jetzt lüften: Die beiden Mädels von Pur Pur begleiten die Lesung der Seraph-Preisträgerin Birgit Jaeckel „Das Erbe der Rauhnacht“, die Lebensgeschichte von Knecht Ruprecht. Bernd Sonntag hat Ju Honisch für den Mediaval-Boten interviewt.
Last but not least. Das erfolgreichste österreichische Autorenduo der historischen Phantastik liest aus dem Epos „Die Chroniken von Chaos und Ordnung“. Und werden von „Mararama“ musikalisch unterstützt. Wenn Ihr 2020 auch auf der Bühne lesen wollt, dann schreibt eine Geschichte über unser Festival.
Amandara

Bernd Sonntag - wer ist der Mann hinter der Kamera?

Ich denke, jeder, der sich auf dem Festival-Mediaval Konzerte angesehen hat, hat auch Bernd Sonntag schon gesehen, immer mit der Kamera in der Hand, allzeit bereit, ein gutes Bild zu schießen aber auch immer bereit, einem Vorbeikommenden, der ihn grüßt, ein freundliches Wort mit auf den Weg zu geben.
Er ist eine feste Institution auf dem Festival. Ich war neugierig, wie es zu seiner Leidenschaft, der Konzertfotografie, gekommen ist.
Mit ungefähr 17 Jahren bekam er seine erste Kamera, eine Canon A1, in die Hand. Er fotografierte alles. Aber keine Konzerte. Obwohl er gerne dort hinging. Er liebte schon immer Musik. Dann nahm er irgendwann doch eine kleine Kamera, die erlaubt war, auf eine Veranstaltung mit und machte damit erste Bilder von der Band. Zu dieser Zeit war Bernd bereits ein großer Fan von Rosenstolz. So blieb es nicht aus, dass er seinen Idolen folgte und viele Konzerte von ihnen besuchte. Und so lernte er sie persönlich kennen und war begeistert. Er entwickelte die Idee, Bands, die noch nicht so groß waren, zu unterstützen. So erstellte er sich eine, nach eigener Aussage, „grausige“ Homepage. Grausig deshalb, weil er von der Gestaltung von Homepages eigentlich nicht genug wusste. Aber das war ihm nicht so wichtig. Wichtig war, dass er immer wieder Konzertfotos eingestellt hat. Im Lauf der Zeit wurde seine Seite immer besser und er immer bekannter. So bekam er die Möglichkeit, für Jarwinbenadar von Herman Kurz zu fotografieren und zu schreiben. Danach wechselte er zu RCN Nürnberg, Rock City News Nürnberg, einem kostenlosen Musikmagazin, das im Raum Nürnberg, Fürth, Erlangen mit einer Auflage von 20 000 Exemplaren 10 mal jährlich erscheint.
Bernds Website wurde immer besser. Und seine Aktivität als Konzertfotograf immer mehr. Als dann das erste Festival-Mediaval stattfand, war er dabei. Und dann hat sich alles irgendwie verselbständigt. Heute fotografiert er, stellt die Fotos auf seine (überhaupt nicht mehr grausige) Homepage und auf Facebook und gibt sie an die Bands weiter, wenn diese sie möchten.
Geld verdienen, nein, das tut er damit überhaupt nicht. Das will er auch gar nicht. Seinen Lebensunterhalt verdient er in seinem Job als Sparkassenbetriebswirt. Die Konzertfotografie ist ein sehr schönes, aber auch sehr zeitaufwendiges Hobby, das aus seiner Liebe zur Musik herrührt. Bernd möchte damit den Bands und Veranstaltern etwas zurückgeben für die vielen tolle Momente in seinem Leben, die er während der Musikveranstaltungen, die er besucht hat, erleben durfte. Er hat viele positive Erfahrungen gemacht. Während seiner Konzertbesuche hat er Menschen kennen gelernt, die einmalig und außergewöhnlich sind. Er hat Freundschaften geschlossen, die er nicht missen möchte. Viele Musiker hat er als sehr herzlich, offen und tolerant erlebt.
Seit 2007 lebt er dieses Parallelleben. Möglich ist es nur, weil seine Frau großes Verständnis dafür hat und ihn grandios dabei unterstützt.
elkesch

Weitgereiste Helfer erzählen: Gareth aus Australien

Hey Gareth, Du kommst extra aus Australien um beim Festival-Mediaval zu helfen. Warst Du schon mal in Deutschland und vielleicht sogar schon mal auf dem Festival-Mediaval? This is my first time in Germany and at Festival-Mediaval.

Wie und was hast Du denn schon vom Festival-Mediaval gehört?I didn’t hear anything when I was in Australia, however, that is looking to change for future Australia. I’ve had an amazing time so you now have an Australian promoting Festival-Mediaval to the other side of the planet. I found out about the festival through meeting Sanne, another helper, she gave me the idea and spoke highly of it all.

Wie lange bleibst Du denn in Deutschland. Ein Flug aus Australien ist ja sehr teuer und auch noch sehr lange. Ich denke ca. 14 Stunden. Warum um Himmels Willen tust Du Dir das an?My ancestry is from German speaking Switzerland and my grandparents spent time in Germany during the 1900s so it’s always been a goal I wanted to achieve in my life - to come see what Germany (and Switzerland) is all about. I’ve also only experienced the world from the isolated place of Sydney, so I’ve come this far for that exact reason; it’s far far away. I think it’s important to expose ourselves to distant things or we might end up frail and close-minded.

Du musst ein großer Freund der Mittelalter-Musik sein. Was sind denn deine Lieblingsbands?I grew up reading medieval themed books and playing role-playing video games so I’ve always been interested and had a special love for the middle-age world. When I was younger, I wanted to be a blacksmith, my parents would take me to a park and we would watch and learn from the local hobbyist. In all this, I never considered or properly listened to middle-age music. Sure, background music in Age of Empires is great but it’s no Eluveitie. I know a few of the bands from randomly hearing, but I am incredibly excited to find my next favourite band by following and talking to people at the festival.

Ich dachte immer Australien ist der Mittelpunkt der Welt für Mediaval-Musik. Nein ich mach Spaß, wie sieht es denn mit der Mittelalter-Szene in Australien aus. Kennst Du vielleicht auch Dandelion Wine aus Australien die schon zweimal tolle Auftritte in Selb hatten?Hahaha I wouldn’t argue with you if you said we were! Although I’ve never had the opportunity to go, I know the best festivals are a bit earlier or around this time of the year, some notable ones being St. Ives Medieval Faire and Ironfest. If anyone’s ever in or near Sydney, worth checking out! Dandelion Wine, the name rings a bell but I can’t say I know them. I hope they weren’t the inspiration for the joke about Australia being the germ cell!

Erzähl uns doch bitte etwas mehr über Dich. Was machst Du beruflich?I recently finished a degree in microbiology, in my final year I studied a special type of ‘marine soil’ called stromatolites, important for understanding where we ourselves come from and how the earth works. I then started a job at a university to fund my trip. I quit in August and have come to Europe, most likely Germany, to stay! I’m currently travelling the country to find a place to live and either start a job or continue my studies in the area of ecology. After the festival I think I might head to Bamburg, or in a northern direction. I’m looking for nature and people who make me feel good.

Du bist ja jetzt schon ganze 4 Tage hier, wie ist denn dein erster Eindruck vom Festival, dem Helferteam und Deutschland, soweit Du das überhaupt schon beurteilen kannst?First impressions of the festival are there is a real sense of community. I can see there has been a lot of effort put in aesthetically and generously with supplies for the helpers. It works differently in Australia. Despite not knowing much German, the team has been really welcoming for me. I feel included and excited to be a part of the festival. Germany is a great place, everything makes a bit more sense than at home. There is more greenery and courteous drivers, everyone drinks out of horns or reusable mugs, you ride bikes rather than drive, there’s a little bit more swearing and a whole lot of drinking. I love it, it is looking like a place I could call home.

Reporter leben gefährlich!

Die Orks des Lagers GorGamosh zeigten elkesch, was mit dem letzten Reporter passierte, der sie interviewte (man beachte den Totenkopf). elkesch hatte Glück, die Orks waren mit ihrem Interview zufrieden. So ist sie noch einmal davon gekommen.

Impressionen

Künstlerinterview: Ju Honisch

1. Liebe Ju(liane) Honisch, das Festival-Mediaval ist ja kein reines Musikfestival, sondern bietet noch ganz viel mehr. So ist das Literaturzelt gerade für Menschen die gerne lesen ein riesiger Gewinn und du bist eine der Autorinnen, die man in Selb live erleben kann. Was hast Du denn am Sonntag um 16.00 Uhr im Literaturzelt vor? Ich werde aus "Blutfelsen" lesen, dem zweiten Band der Reihe "Geheimnisse der Klingenwelt". Vielleicht auch ein bisschen aus dem ersten Band "Seelenspalter", wenn Zeit genug ist. Die Helden und Heldinnen leben auf einer erfundenen Welt, Predorenn, die von der technischen Entwicklung etwa unserem Spätmittelalter/Renaissance entspricht. Durch anhaltende Kriege entwickeln sich Kultur und Technik jedoch eher rückwärts, und tatsächlich gab es vor Hunderten von Jahren die "Rätezeit", in der Frieden und Wohlstand herrschten und die Menschen sich mit mehr als nur Krieg und Mord beschäftigten. Doch nicht alle glauben, dass es diese Rätezeit tatsächlich gegeben hat, ebenso wenig wie sie glauben, dass es so etwas wie Magie gibt. Oder dass jene neunte Macht, der Assassinenorden der Xyi, der geheim und hinterhältig die Geschicke der Reiche mit lenkt, mehr als nur ein Märchen ist. Meine Heldinnen in Blutfelsen sind sehr unterschiedlich: eine Wissende und eine Unwissende, beide durch ein harsches Schicksal und die Brutalität der Welt in eine Situation gezwungen, das sie so nicht wollten und mit der sie sich keinesfalls abfinden wollen. Sie wehren sich. Ich werde die Lesung mit einem Lied beginnen, das einen der handelnden Charaktere besingt.

2. Wie ist denn dein Bezug zur mittelalterlichen Musikszene und zur Musik im Allgemeinen? Du bist ja selbst sehr musikalisch als Liedermacherin und beherrschst neben Gitarre auch alle möglichen Arten von Flöten, wenn ich richtig informiert bin.Ich liebe mittelalterliche Musik, sowohl die echte als auch das, was sich derzeit in der Mittelalterszene musikalisch tummelt, aber nur sehr bedingt etwas mit authentischer MA-Musik zu tun hat. Egal, Hauptsache fetzig und interessant. Leider kann ich nicht mit einer Band aufwarten, wer zu mir kommt, muss sich mit Stimme und Gitarre zufriedengeben. Was die Flöten angeht, so sind es irische Tin- und auch Low-Whistles. Ich spiele sie allerdings nur, wenn meine Duopartnerin bei dem Gig dabei ist, denn es singt sich total schlecht beim Flötespielen. Leider ist Katy nicht dabei und ich muss mich allein durchschlagen.

3.Es ist dein erster Besuch beim Festival-Mediaval. Was hast Du denn schon darüber gehört und auf was freust Du Dich denn besonders?Erst einmal freue ich mich wie eine Schneekönigin darüber, dass ich eingeladen worden bin. Ich bin sehr gespannt! Ich freue mich auf die Musik und auf die Menschen. Leute, die auf Conventions oder Mittelalter Events gehen, sind gemeinhin Menschen, die auch mal ihre Phantasie von der Kette lassen können. Die mit der Realität spielen können, die nicht so DIN-genormt durch unsere reglementierte, glatte Welt gehen. Die sich auf Neues und Altes einlassen können. Ich freue mich auf Sinn und Unsinn, gute Gespräche, das eine oder andere schöne Getränk, eine (hoffentlich) gut besuchte Lesung voller neugieriger Leute und auf das freundliche, kreative Chaos, das man bei einer solchen Veranstaltung erwarten kann und das einen inspiriert.

4. Du bist auch als Sängerin für Filkmusik bekannt, ein Begriff der vielleicht vielen ziemlich wenig sagt. Kannst Du uns hierüber etwas mehr erzählen? Ich bin selbst schon sehr lange Filkerin. Filk ist eine Subkultur-Musikform, in der Lieder zu Phantastik und Science-Fiction geschrieben werden. Die Lieder erzählen Geschichten und ähneln so bardischen Balladen. Es gibt Filker, die Singer-Songwriter-Folk machen, Filker, die in Rockbands spielen, Filker, die alte Hits mit neuen Texten versehen, und solche, die einer fast klassischen Version des "Liedes" verhaftet sind. Ich gehöre zur ersteren Charge. Vorletztes Jahr habe ich den amerikanischen Pegasus Award in der Kategorie "Best writer/composer" gewonnen, worüber ich mich sehr gefreut habe.

5. Verlassen wir einmal deine musikalische Seite und wenden wir uns der Autorin zu. Dein erster Roman mit dem Titel Obsidianherz ist 2008 erschienen, Wie kommt man denn überhaupt auf die Idee einen Roman zu schreiben, noch dazu als Musikerin und dann auch noch in Englisch?Ich hatte eigentlich schon immer geschrieben. Als Kind habe ich in kleine Notizbücher eigene Folgen meiner Lieblings-TV-Serien skizziert, als Teenager habe ich Abenteuerromane verfasst, in denen meine Freundinnen und ich Verbrechen aufklärten. Später dann kamen viele Kurzgeschichten. Naja, und dann kam der erste Roman, der erfreulicherweise gleich einen Preis bekam (Deutscher Phantastik Preis - bestes Debut). Tatsächlich habe ich die ersten Romane auf Englisch geschrieben und dann erst übersetzt, als meine damalige Agentin meinte, den englischen Markt würde man als Newcomer aus Deutschland nie erreichen. Da hatte sie recht."Das Obsidianherz" schrieb sich fast von allein – alle 800+ Seiten. Es war wohl verborgen in mir gereift und musste nur noch rausfallen. Das passiert einem allerdings nur einmal im Leben. Arbeit ist es natürlich trotzdem.

6. Seitdem hast Du eine ganze Reihe Romane geschrieben und unglaublich viele Kurzgeschichten. Wie muss man sich das denn vorstellen. Du stehst früh auf und fängst das schreiben an und irgendwann am Abend machst Du dann das Licht aus und am nächsten Tag geht es weiter?Ja, so ist es fast, nur dass dazwischen noch ein "Brotjob" ist, denn vom Schreiben leben können nur die wenigsten. Also früh aufstehen, prüfen, was ich am Abend zuvor müde und gähnend geschafft habe, dann zur Arbeit, danach wieder an den Rechner. Naja, und solche Dinge wie Einkaufen, Arzttermine, Physiotherapie müssen auch noch untergebracht werden. Und am Wochenende Lesungen irgendwo in Deutschland. Gott sei Dank lese ich gern und da ich im Studium geschauspielert habe, muss auch keiner Angst haben, dass ich zu den "Murmeltieren" oder "Schlaftabletten" gehöre. Es ist dennoch kein gesunder Lebensstil. Wenn ich den Day-Job weglassen könnte, würde ich das tun. Dazu müssen aber noch sehr, sehr viele Leute meine Bücher kaufen.

7. Deine Romane haben ja durchaus einen Bezug zu bestimmten Regionen, wie zum Beispiel zum Salzkammergut oder dem Bayerischen Wald, um nur mal zwei zu nennen. Wie gut kennst Du denn schon das Fichtelgebirge?Das Fichtelgebirge kenne ich noch gar nicht. Aber wo immer ich bin, sammele ich Eindrücke, die ich dann in Büchern und Geschichten "verwursten" kann. Das Salzkammergut lag in meinem Gedächtnis seit einem Ferienlager in Bad Aussee. Da war ich zwölf und fand, dass die Gegend nach Abenteuer schrie. Naja, und ein paar Jahrzehnte später hat sie dann ein Abenteuer bekommen.

8.Als Musiker von seiner Musik zu leben ist sehr schwierig, ist die Situation im Autorenbereich da noch deutlich besser und kann man von Buchverkäufen besser leben als ein Musiker von CD-Verkäufen?Die Situation ist eher noch schlechter. Mein Mann spielt (auch neben dem Job) in einer Band. Der verdient keine Schätze, aber doch mehr als ich. Wenn man nicht gerade eine Bestsellerautorin ist, ist der finanzielle Lohn eher dürftig. Als "mid-list-author" ist man in der wenig beneidenswerten Situation, dass alle anderen an den eigenen Büchern mehr verdienen als man selbst. Die Verlage zahlen schlecht, die Buchhandlungen haben fast nur "Männer" auf den Regalen (obgleich es in Deutschland und vermutlich auch anderswo mehr weibliche Autoren gibt als männliche – bei unserem Autorenverband ist das Verhältnis etwa 70:30, aber schaut mal bei einer Buchhandlung in ein Phantastik-Regal …) und durch die Fülle des Angebots macht man sich auch noch gegenseitig Konkurrenz. Wäre man vernünftig, würde man etwas anderes machen. Kegeln. Gartenzwerge sammeln. Über die Welt mosern und meckern.Aber wir sind eben nicht vernünftig. Es brennt in uns, und die Geschichten müssen raus.

9. Du hast 2014 auf der Leipziger Messe den Seraph für dein Buch Schwingen aus Stein verliehen bekommen, die bereits zweite Auszeichnung für das beste phantastische Buch im Jahr 2014. Was reizt dich denn besonders an Phantastischer Literatur und phantastischen Themen?Ich habe immer schon Phantastik geliebt, als Jugendliche die entsprechenden Büchereiregale leer gelesen, später mehr für Bücher als für schicke Sachen ausgegeben. In meinem Literaturstudium habe ich natürlich auch viel anderes gelesen, aber ich bin immer wieder zur Phantastik zurückgekehrt. Ich mag das Spiel mit dem Unmöglichen, dem Möglichen und dem Denkbaren. Ich finde, Phantastik gibt einem auch die Chance, bestimmte soziale oder politische Probleme zu behandeln, ohne dass man zum Holzhammer greifen muss. Ich schreibe Bücher, damit sie spannend sind und unterhalten, aber sie vertreten auch eine/meine Grundhaltung. Und natürlich ist es in der Phantastik einfacher, Gut und Böse zu trennen. In der Realität gibt es da sehr viel mehr Grauzonen. Tatsächlich ist die Phantastik – die "speculative literature" – eines der wenigen Genres, in denen Gut/Böse, Mut/Hingabe (damit meine ich nicht Sex, obwohl …), Verantwortung und die Bereitschaft, für ein hehres Ziel zu kämpfen, noch thematisiert werden. Ist Harry Potter politisch? Hell, yes! Sind meine Helden und Heldinnen politisch? - Lest die Bücher!

10. Könntest Du dir auch mal vorstellen einen Familienroman oder einen Krimi zu schreiben und zu veröffentlichen?Einen Familienroman sicher nicht, obgleich ich mal angefangen hatte, die Anekdoten meines Vaters in einen Roman zu fassen. Mein Vater hat ein sehr bewegtes und unerfreulich spannendes Leben gehabt, aber ich fand es schwierig, etwas, das mir so nahegeht und -steht in Fiktion zu wandeln. Erfundene Familiensagas sind allerdings nicht "mein Ding". Lese ich nicht und schreibe ich nicht. Einen Krimi könnte ich mir schon eher vorstellen, aber vielleicht würde das auch ein Mystery Thriller. Nächstes Jahr wird ein Satireband von mir erscheinen. Die Edition Roter Drache wird "Elgar und die Zivilisation" (Arbeitstitel) im Frühjahr rausbringen.

11. Es gibt leider einen großen Teil der Menschheit, die aus den verschiedensten Gründen noch nie ein Buch in die Hand genommen haben. Was macht für dich in einer Zeit von Videos, Podcasts und Hörbüchern den Reiz eines haptischen Buches aus?Der Film im eigenen Kopf. Als LeserIn habe ich quasi eine Mitgestaltungsmöglichkeit. Man macht ein Buch zu "seinem" Buch, indem man sich vorstellt, wie es dort aussieht, wie die Menschen sind: die Interpretationsmöglichkeiten sind größer. Ein Film etc. beinhaltet immer schon eine Interpretation des Regisseurs. Mein Kopf hat seine ganz eigenen Verständnisebenen. Die Bilder im Kopf gehören mir, auch wenn ich das Buch nicht geschrieben habe. Deshalb ist man ja auch bisweilen von Literaturverfilmungen nicht so angetan, weil sie die Welt, die man sich aus den Worten der Autoren zusammengebaut hat, nicht trifft. Das gilt allerdings auch für Hörbücher, sofern sie nicht zu Tode gekürzt wurden. Ich liebe es, Bücher anzufassen, wie ein Entdecker, der an einer neuen Welt anlandet und sich die fremde Erde durch die Finger rieseln lässt. Neue Bücher riechen nach neuen Abenteuern. Übrigens lese ich sehr viel E-Book, was daran liegt, dass unsere Regale zuhause randvoll sind.

12) Wie für unsere Musiker, gibt es natürlich auch für die Autorin einen Joker als zwölfte Frage. Was willst Du noch gerne loswerden, was bisher noch nicht zur Sprache kam?Bücher in Englisch: Derzeit versuche ich meine allerersten Bücher (von denen es englische Manuskripte gibt) selbst zu veröffentlichen. "Das Obsidianherz" (Obsidian Hearts) ist gerade beim Lektor. Meine ersten vier Romane liegen auf Englisch in meinem Rechner herum. Da können sie auch was tun – und wenn ich mich selbst darum kümmern muss. Selfpublishing ist ja eine tolle Sache.