Jubiläumsinterview: PurPur
PurPur
1. Ihr Zwei seid die heimlichen Stars des Festival-Mediavals. Immer dabei und egal wo und wie oft ihr auftretet, der Zuschauerzuspruch kann Euch sicher sein. Das Publikum liebt Euch also, was liebt ihr am Festival-Mediaval?
Die heimlichen Stars? hihi ok…wenn du das sagst! Wir lieben am FM auf jeden Fall die ganze Atmosphäre. Die ist etwas Besonderes. So familiär und einfach so nah dran am Publikum und das ist das was wir mit PurPur so gerne mögen. Es ist der wunderschöne Mittelaltermarkt auf dem Goldberg und diese vielen Bands aus der ganzen Welt, die aber so nah beieinander im Backstage zusammen sind. Und auch zusammen musizieren. Schön ist auch, dass es so wenig Distanz gibt zwischen Draußen und Drinnen, zwischen Fans und Musikern, und dass alle zusammen dieses wie es sich anfühlt kleine, feine Festival zu genießen, obwohl es eigentlich so groß ist.
2. Was war Euer persönliches Highlight der letzten 9 Festivals?
Ein persönliches Highlight lässt sich eigentlich nicht benennen. Sicherlich, sagt Judith, war es unser Auftritt, als wir den goldenen Zwerg gewonnen haben. Das war einer unserer ersten Auftritte überhaupt - und dann gleich ein Sieg. Dann natürlich der Auftritt auf der Schlossbühne im Jahr darauf. Da kamen wir uns unglaublich winzig vor, aber es war einfach großartig. Und ansonsten ist eigentlich jedes Jahr das FM unser persönliches Konzerthighlight, weil so viele tolle Fans da sind und so viele tolle Künstler.
3. Was würdet Ihr verändern, wenn ihr könntet?
Oh - da mussten wir wirklich sehr lange überlegen. Ein bisschen mehr Abwechslung bei den kleinen Gerichten vom Caterer wäre schön. Judith hat noch gesagt vielleicht wäre es auch noch toll, wenn der goldene Zwerg statt nicht so unfassbar riesig und leider auch echt sehr nackt und nacktärschig und nackbrüstig irgendwie so wäre, dass man ihn Zuhause ausstellen kann. Das wäre toll! Quasi so Oscar groß.
4. Ihr seid ja fast ständig am Musizieren, was machen PurPur am liebsten beim Festival Mediaval, wenn ihr ausnahmsweise Pause habt?
Ich glaube da geht’s uns wie allen anderen Besuchern des Festivals auch. Dann hören wir anderen Bands zu. Oder gehen über den Markt, wo wir auch schon einige Leute Jahr für Jahr immer wieder treffen. Sind in den Lagern, besuchen dort Leute. Genießen einfach die ganz besondere Atmosphäre des Festival-Mediaval.
5. Wie lebt es sich denn auch musikalisch gesehen als doppeltes Lottchen, ich selbst kann Euch ja immer noch nicht auseinanderhalten.
Es lebt sich super als doppeltes Lottchen. Das ist natürlich auch ein Stück weit unser Markenzeichen. Wir betonen ja auch unsere Ähnlichkeit mit den Purpur - Kostümen noch mal extra, versuchen die Frisuren ähnlich zu machen, etc., weil es eben eh nicht so viele Frauen in der Mittelalter- Folk- Szene gibt, aber Zwillinge gibt es ganz, ganz selten. Und welche, die als Duo nur zu zweit Musik machen…wüsste ich gerade nicht. Es ist ein harmonisches und manchmal nicht ganz so harmonisches Miteinander. Aber wie das halt bei Zwillingen ist: Pack schlägt sich, Pack verträgt sich. Es ist schon eine besondere Chemie, die da herrscht. Genetischer Vorteil…wie uns manchmal nachgesagt wird von Musikerkollegen. Fieser genetischer Vorteil!´
6. Ihr steht ja beim Festival schon immer mit den verschiedensten Musikern auf der Bühne. Am liebsten wohl mit Euren Freunden von Saitenweise. Mit wem würdet ihr denn gerne mal auf der Bühne stehen?
Das ist tatsächlich eine gar nicht so einfache Frage. Letztlich wäre es für Judith jemand aus dem Folkbereich, z.B. Cara, die wir ja auf dem FM das erste Mal Live gesehen haben. Oder eine Dame, die uns damals zum Irish Folk gebracht hat, Cara Dillon, die leider noch nie auf dem FM dabei war, aber großartig hinpassen würde. Ansonsten bei mir, der Tini, gibt es ganz viele Künstler mit denen ich gerne mal auf der Bühne stehen würde. Letztendlich jeder, der mit uns gerne mal auf der Bühne stehen möchte - bitte melden. Wir sind für jeden Spaß und für jede PurPur-stimmige Überraschung auf der Bühne zu haben.
7. Ihr seid auch in der Larp Szene unterwegs. Was macht für Euch den Reiz aus?
Tatsächlich ist nur noch die Tini im Larp-Bereich unterwegs. Judith war mal mit dabei, auch wegen der Musik, damit habe ich sie damals so ein bisschen angefixt, dies doch mal auszuprobieren und das Lagerfeuerromantische war auch etwas was ihr sehr gut gefallen hat. Mittlerweile geht sie aber nicht mehr auf Liverollenspiel. Für mich, Tini, macht den Reiz vor allem diese Möglichkeit aus in eine andere Rolle zu schlüpfen, Aspekte von sich selbst dort auszuaddieren, auch mal extremer. Ob es jetzt der Wunsch ist mal auf die Pauke zu hauen, wirklich Spaß zu haben, frech zu sein, laut zu sein. Da hat mir tatsächlich auch das Liverollenspiel geholfen ein bisschen mehr aus mir raus zu kommen. Oder auch auf anderer Seite mal etwas was im wahren Leben keinen Platz hat oder wenig Raum. Eben auch diese Lagerfeuerromantik, dieses Musizieren, Abenteuer erleben, und einfach Situationen, die einen aus dem Alltag herausbringen in eine andere fantastische Welt. Von der man sich dann ja auch wieder musikalisch inspirieren lassen kann. Also so sehe ich das schon gerade auch als Inspirationsquelle, als Flucht vor und zu sich selbst und vor dem schnöden Alltag.
8. Die letzte Zeit habt Ihr an Eurem neuen Album „MaidenWerk“ gearbeitet. Dazu habt ihr auch ein erfolgreiches Crowdfunding durchgeführt. Wie ist Eure Erfahrung mit dieser Art der Musikfinanzierung?
Korrekt. Wir haben über die letzen 6 Monate an der CD MaidenWerk, unserem 4. Album, gearbeitet, haben parallel aber auch unser erste Album Gabria und Leonora komplett neu aufgenommen im Studio und das ist eigentlich einer der wesentlichen Gründe warum wir auch ein Crowdfunding gemacht haben. Weil eine CD zu produzieren aus sich selbst heraus, mit eigenen Finanzen, das ist schon ein Akt für eine kleine Band wie uns. 2 CDs ist aber, auch wenn natürlich viele Synergieeffekte dabei entstehen, weil man ja eh schon im Studio ist, weil die Gastmusiker auch schon im Studio sind usw., nochmal eine ganz andere Sache. Und wir haben es mal grob überschlagen, ohne irgendwelche Zeiten zu berechnen, die wir da verbracht haben, natürlich mit Vorbereitungen usw. sind es ca. 10.000 Euro, die da so direkt rein geflossen sind und das ließ sich einfach nicht von selbst stemmen und deswegen haben wir ein Crowdfunding gemacht. Das haben wir bei unseren T-Shirts schon mal getestet und haben das Glück jetzt auch durch die 10 Jahre eine zwar nicht riesige Fanbase zu haben im Vergleich zu manchen andere Bands in der Szene, aber eine sehr treue und eine sehr liebenswürdige, in dem Sinne, dass sie uns eben gerne unterstützen und deswegen sind unsere Erfahrungen mit dieser Art Musikfinanzierung eben sehr gut. Man muss ein Konzept haben, man muss eine Fanbase haben und dann sollte man einfach ehrlich sein. Hey Leute ihr wollt es haben, dann helft uns dabei. Gerade für kleine Bands ist das eine großartige Sache.
9. Inzwischen gibt es auch schöne PurPur Shirts, das Musikunternehmen wächst also weiter. Wie kriegt man das denn neben dem Job bzw. Studium alles auf die Reihe.
Musikunternehmen - letztendlich kann man das so sagen. Ja wir haben jetzt T-Shirts. Das haben wir uns ein bisschen für das 10-Jährige Jubiläum vorgenommen. Das kann doch nicht sein, dass wir keine Fanshirts haben und haben das auch durch ein Crowdfunding finanziert. Weil wir eben nicht so gut abschätzen können, gerade bei kleinen Bands, wie viel bekommt man denn abgesetzt und so war das Ganze im Grunde schon finanziert. Das war sehr gut. Aber es stecken mittlerweile ja auch noch ganz andere Sachen dahinter. Eben jetzt z.B. 2 CD Produktionen parallel, wir haben unsere Auftritte wenn auch leider nicht so viele, weil Judith durch ihre Doktorarbeit doch zeitlich sehr eingebunden ist. Wie kriegt man das neben dem Job bzw. der Promotion hin? Die Antwort lautet: Nur so halb, denn letztendlich ist es so, dass Judith sich versucht so viel Zeit wie möglich zu nehmen. Das sind aber im Wesentlichen Auftritte und hier und da auch grafische Dinge und natürlich Kreatives, also Liedschreiben wo es eben geht, und den ganzen Rest, die organisatorischen Sachen mache ich, die Tini. Das ist über die Jahre so entstanden, auch mit meinen anderen Projekten, wie „Heiter bis Folkig“, wo wir auch im März erst eine CD fertig gestellt haben. Oder dem neuen Projekt, an dem ich gerade dran bin, „Devils Eden, was so ein bisschen in die Rock-Pop-Country-Richtung geht oder auch mit meinem Solo-Projekt „Tini“, wo ich Folk, etwas Game of Thrones und Larp thematisch aufnehmen will und auch schon drüber bin. Das hat sich alles immer mehr gesteigert in den letzten Jahren, dass ich jetzt zum 1.9. meinen letzten Nebenjob, den ich über die Jahre immer noch hatte, gekündigt habe und gesagt habe, gut ich versuch es mal nur mit Musik. Da ist „Patreon“ eine ganz großartige Sache. Das ist eine Plattform, im Grunde wie Crowdfunding, nur monatlich und kontinuierlich. Da können also Fans einen Künstler durch kleinste Beiträge wie 1-2 Dollar unterstützen, damit man erst einmal zweckungebunden seine Kunst machen kann, weil Kunst eben nicht immer nur direkt projektbezogen ist, sodass dabei unbedingt etwas rauskommt, was man dann auch verkaufen kann, gerade im Musikbereich. So hat man mit genügend Unterstützung die Ruhe sozusagen zu wissen, dass wenn es ganz schlimm läuft, meine Miete bezahlt ist. Und da bin ich jetzt mittlerweile bei über 50 sogenannten „Patreons“ und die bezahlen mittlerweile die Miete für mein WG-Zimmer und für meine Versicherung und das ist schon eine große Erleichterung, wenn man sich als freischaffender Künstler in die große Welt wagt in der nichts sicher ist. Und so bin ich, Tini, jetzt Vollzeit-Musikerin und Traurednerin und Judith ist quasi als leidenschaftliche Amateurin, im wahrsten Sinnen des Wortes als Liebhaberin der Sache soweit sie kann, dabei.
10. Pur Pur gibt es ja als Musikername noch mal. Dahinter verbirgt sich eine Pur-Coverband die mit Euch ja nichts zu tun hat, es sei denn ihr tretet auch noch Inkognito als Martin Engler Double auf. Lustige Vorstellung übrigens. Ist das Eure Musik, oder was hört ihr Zwei eher, verbirgt sich gar in Euch eine Metal-Seele?
PurPur gibt es tatsächlich nicht nur einmal. Es gibt diverse, wie wir im Nachhinein festgestellt haben, wenn auch nicht aus dem Mittelaltergenre, die Purpur heißen, die werden aber alle anders geschrieben. Nämlich mit einem kleinem p in der Mitte, oder auseinander. Drum müssen wir auch immer darauf bestehen, dass man uns richtig schreibt. PurPur. Und deswegen machen wir uns auch immer einen Spaß daraus CDs so zu benennen, dass in der Mitte noch mal ein Großbuchstabe kommt, auch bei MaidenWerk, obwohl es zusammengeschrieben wird. Echt, ne Pur Coverband? Ob Pur unsere Musik ist? Nein! Deutschrock gibt´s auch ein paar coole Sachen aber im Wesentlichen hören wir beide gerne melodische, akustische, handgemache Musik. Stimmen sind uns einfach sehr wichtig, was man ja auch in unserer Musik hört. Wir sind ja mit Chorgesang aufgewachsen und gerade Judith, die in Amerika auch in einer A Capella Gruppe war, hört auch ganz viel A Capella Musik. Wir mögen beide auch Musicals, Folk natürlich, Irish Folk, Celtic Folk im Allgemeinen, Mehrstimmigkeiten. Ich, die Tini, hör aber auch ganz gerne mal härtere Sachen, also da kann es gerne auch mal etwas Metal sein, oder ein bisschen Hard Rock. Es muss aber eben noch schönen Gesang haben und es darf nicht nur Lärm sein. Also querbeet alles außer Techno und Rap.
Bernd Sonntag/ PurPur