Pampatut
Was wäre ein Best-of des Festivals ohne die 2 Spaßvögel von Pampatut. Mal zu zweit, dann wieder zu dritt konnte man sie schon beim Festival-Mediaval erleben. Und an diesem Wochenende sind sie gleich auf mehreren Bühnen zu erleben. Natürlich immer mit Lachgarantie. Ein guter Grund das Phänomen Pampatut mit einem Interview etwas näher zu beleuchten. Freundlicherweise war dazu Max von Gluchowe genauso spontan, wie man ihn von der Bühne kennt, bereit.
Seit 1996 gibt es nun das Spielmannsduo Pampatut. Das sind schlappe 22 Jahre, eine Zeit die heute die wenigsten Ehen schaffen. Max du hast also in Holger die ideale Ehefrau gefunden, nur mit den Brüsten hapert es. Wie hält man es denn so lange miteinander aus. Noch dazu wo es ja heißt, dass man sich mit Glatzenträgern leichter in die Haare bekommt.
Wir sind tatsächlich wie ein altes Ehepaar, und da wir uns schon länger als die eigenen Partner kennen, wissen wir viele Dinge voneinander, die unsere Partner nicht kennen. Wir teilten viel Leid und viel Freud miteinander. Und an mich Glatzenträger hat Holger sich schon gewöhnt. Als wir uns kennenlernten haben, hatte ich ja noch langes Haar.
Wer von Euch beiden kam eigentlich auf den Namen Pampatut. Soviel ich weiß steht das ja für Trommel (Pampa) und Tut (für alles wo man reinblasen kann). Wer ist denn Pampa und wer ist Tut?
Früher waren wir immer unter „Holger und Max“ gebucht. Dann dachten wir: so geht’s nicht weiter. Wir hatten früher auch immer Dudelsack und Trommel dabei. Irgendwann haben wir dann auf der Suche nach einem Namen alte Schriften durchforstet und stießen auf einen Spielmannszug, aus dem Mittelalter namens Pampatut. Also kein ausgedachter oder aus dem Lateinischen hergeleiteter Name, sondern ein realer Name aus dem Mittelalter. Schließlich sehen wir ja auch so aus und fühlen uns oft wie aus dem Mittelalter.
Ihr 2 seid für mich ja der Stan und Olli der Mittelalterszene und schafft es doch tatsächlich immer wieder das Publikum großartig zu unterhalten und dabei kaum mal ein Lied zu spielen. Wer denkt sich nur immer wieder diesen ganzen Käse aus, der Euch da einfällt und ist in den Köpfen auch noch Platz für was anderes außer Blödsinn.
Bei uns passiert viel spontan. Manchmal, wenn wir uns das merken können, lassen wir es in die nachfolgenden Programme mit einfließen. Es gibt manchmal auch Mist, den man sich nicht ausdenken kann, weil es einfach spontan passiert. Manche Sachen sind aber so Wegbereiter in vielen Liedern, die sich im Laufe der Jahre so entwickelt haben und die wir beibehalten, um auch den Spannungsbogen aufrecht zu erhalten. Aber glaub mir, wir haben mehr Phantasie als manches Hirn oder manches Ohr vertragen könnte.
Max Du bist ja Sachse, leider wird das auch Dank den Vorfällen von Chemnitzja immer mehr zum Schimpfwort. Der Sachse an sich ist aber ein sehr netter Zeitgenosse, sieht man ja an Dir. Breche doch mal eine Lanze für Deine Landsleute.
Es ist komplizierter als in den Medien dargestellt wird. Jedenfalls sind wir Sachsen nicht alle Nazis. Das von Kraftklub in Chemnitz organisierte Konzert in dieser Woche hat das ja auch deutlich gezeigt. Das auszuführen würde jetzt allerdings jeden Rahmen sprengen.
2018 ist ja wieder Euer Jahr, Feuertanz Festival, dann Wacken und nun das Festival-Mediaval. Da seid ihr ja auch schon lange gute Bekannte. An was erinnert man sich denn in den letzten 10 Jahren am liebsten zurück, wenn man an die Besuche in Selb denkt?
Ich erinnere mich sogar ganz genau an unseren ersten Auftritt beim FM. Da haben wir ja nur einen Auftritt gehabt und das war so genial! Als Blacky uns fragte, konnten wir uns noch gar nichts darunter vorstellen. Festivals kannten wir ja nicht. Wir haben viele Mittelaltermärkte gehabt, aber Festivals waren für uns Neuland. Aber wir haben es nie bereut. Das Besondere ist, dass einem die vielen Leute aus der Organisation und die, die hinter den Kulissen mitarbeiten, mittlerweile ans Herz gewachsen sind. Es ist wie eine große Familie und man trifft viele Kollegen, Freunde und Besucher, die man ewig nicht mehr gesehen hat. Man kann wieder mit vielen Leuten reden, die man sonst Jahre nicht gesprochen hat, weil sie über ganz Deutschland verteilt auftreten, wo wir nie gemeinsam gebucht werden würden.
Ein Sachse ist mit einem Thüringer unterwegs, die sprechen ja bekanntlich eher Hochdeutsch. Das kann man ja von Dir Max wahrlich nicht behaupten. Hat der Holger eigentlich am Anfang ein Wörterbuch gebraucht um deinen sächsischen Ergüssen folgen zu können und wie lebt es sich denn mit diesem markanten Dialekt.
Ja, was soll ich sagen, ich bin halt da wo ich geboren bin. Es stimmt, Holger spricht das sauberste Hochdeutsch. Das Problem haben wir bei Studioarbeiten, dass es mir schwerfällt, manche Sachen einzusingen. Ein Beispiel von unserer ersten CD beim Lied „Feuerwasser“: „Wenn ich in der Kirche bin und in dem Beichtstuhl sitze“. Das „Beichtstuhl“ ist für einen Sachsen sehr, sehr schwer. Aber die Vielfalt in Deutschland finde ich auch sehr schön. Jede Region hat ihren Dialekt und man kann sich ein bisschen von einander unterscheiden, obwohl wir im Herzen alle Menschen sind. Aber leider sind wir nach der Wende als Sachsen so ein wenig belächelt worden. Viele sagen, wir haben die Ostfriesen mit dem lächerlichsten Dialekt in der Republik abgelöst. Ich kann damit gut leben.
Wenn man Max von Gluchowe heisst dann muss man einfach in Glauchau Du bist dann irgendwann auf die Idee gekommen, du könntest dich mal Richtung Polen verändern. Was war denn das für Schnapsidee? Inzwischen machst Du ja wieder Glauchauunsicher oder?
Ja ich bin wieder zurückgezogen. Ich bin nun mal ein Glauchauer. Und einen alten Baum verpflanzt man nicht. Aber ich bin auch gern gelegentlich noch in Bautzen und pendle hin und her. Aber Glauchau ist nun mal meine Heimat.
Max Du bekommst ja auf Facebook immer so nette Freundschaftsanfragen von heißen Schnitten wie z.B. von Jamall, die da schreibt ich habe große Brüste und eine gute … Es heißt ja immer, wenn Männer Humor haben macht es sie besonders sexy. Du scheinst ja die Frauen magisch anzuziehen. Wirst du auch im realen Spielmannsleben so bedrängt?
Ja das ist eine Sauerei. Ich dachte, wenn ich schon solche Anfragen bekomme, dann bin ich wenigstens der Einzige. Aber die schicken das ja immer gleich an so viele Leute. Da bin ich schon ein bisschen geknickt. Drum muss ich mich dann immer mit Holger zurückziehen und nach den Auftritten meinen Absacker trinken, der mittlerweile traditionell ist.
Der Spruch „Warum nach den Sinn des Lebens suchen, der Blödsinn ist doch viel lustiger“ könnte von Euch sein. Es gibt aber sicher auch den nachdenklichen ernsten Holger und Max, Wann vergeht Euch das Lachen?
Hass. Wenn Respekt durch Hass ersetzt wird. In der heutigen Zeit wird die Meinung des Anderen nicht mehr respektiert, sondern es regiert der Hass. Man merkt es besonders in den sozialen Medien, wo alles anonymer ist, wo jeder alles schreiben kann, ohne Konsequenzen. Die meisten dummen Sprüche werden im Netz, z.B. bei Facebook, verteilt. Derjenige, der das schreibt, muss den Anderen nicht mal ins Gesicht schauen, sondern kann in seiner kleinen Stube sitzen, vor seinem Rechner, mit seiner Chipstüte und kann austeilen ohne Auswirkungen befürchten zu müssen. Und das ist das, wovor man Angst hat. Respektlosigkeit und Hass.
Du bist ja bekennender Vegetarier. Warum eigentlich? Wie kommst Du denn damit zurecht und hat man schon versucht Dich zu bekehren.
Ich bin Veganer! Es ist einfach so passiert und bis jetzt vermisse ich nichts. Holger und ich teilen uns das Essen. Er bekommt das Fleisch und ich die Beilagen. Das ist das Gute dran. Holger ist der Schinken-Gourmet und ich der Tofubeißer. Wir haben schon tolle Sachen in Restaurants erlebt, worüber wir im Nachhinein lachen können. Aber als wir vor Ort waren, war es nicht so lustig. Holger sagt ja immer, wenn ich mit ihm wo essen bin, ich sei peinlich.
Aus Pampatut ist ja inzwischen immer öfters Pampatuttut bzw Pampatuttutpampa geworden, Sprich, man kann Euch zu Dritt und inzwischen sogar zu viert erleben. Wollt Ihr nun Abba Konkurrenz machen, die ja ein Comeback angekündigt haben, oder was steckt denn da dahinter?
Die richtige Fortführung von Pampatut wäre Pampatutti. Mit Till und Timmy. Till ist nicht nur ein Spross Holgers Lenden, also sein Sohn, sondern spielt auch hervorragend Mandoline und ist ein fantastischer Musiker. Bei uns spielt er auch die Bassklarinette, die schöne warme Töne erzeugt. Wir nehmen ja nur das Beste vom Besten und so haben wir seit vielen Jahren immer mal Gelegenheit, uns den Timmy zu angeln. Timmy Timmermann, der früher schon in vielen Bands mitgespielt hat. Für uns einer der besten Schlagzeuger, der mit uns arbeiten kann, denn jeder weiß ja, wir sind sehr chaotisch auf der Bühne und unterbrechen fünftausendmal. Da braucht man jemanden mit viel Geduld und Nerven und viele Therapiestunden im Anschluss.
Bernd Sonntag
Review Euzen Konzert: „Eine Nacht in Träumen aus Licht und Musik“
Euzen
Ein kalter regnerischer Tag brach an. Es war Freitag der 07. September 2018 und die musikhungrige Meute kroch aus ihren Zelten, stemmte sich mit allem Willen gegen die Regenwolken um sie zu vertreiben und den zweiten Tag des Festival-Mediavals zu beginnen.
Ich könnte jetzt hier alle Erlebnisse, Konzerte, Gaukler, Lager, Stände, Workshops und noch vieles mehr beschreiben und erzählen aber die Redaktion wollte nur einen Artikel und ich darf auch keine gefühlten 500 Seiten schreiben, die ich bräuchte um alles in Worte zu fassen.
Also springen wir jetzt über einen ereignisreichen Tag einfach hinweg und kommen tief in der Nacht an, bei einem weltweit einmaligen Konzert für dieses Jahr. Wer diese Band in 2018 sehen wollte hatte nur eine einzige Chance.
Relativ pünktlich 0:15 ertönte ein lauter, elektronischer Ton. Die Burgbühne richtete 4 zusätzliche hell leuchtende Strahler hinter den Instrumenten in Richtung Publikum. STILLE. Erneut ein solcher Ton. STILLE. Wieder Musik. Christopher Juul hatte begonnen. Als Eröffnung erklang „The Stage“. Nach und nach betraten weitere Musiker die Bühne und schließlich erschien Maria Franz. Euzen war komplett.
Es war tief in der Nacht doch von Ruhe, Schlaf oder Entspannung konnte keine Rede sein. Die Gäste standen bis weit hinter den Getränkeständen. Jubelnd, pfeifend und mitfiebernd waren alle dabei und als Marias melodiöse Stimme erklang wurden sämtliche Energiereserven schlagartig aktiviert.
Dieses Konzert war nicht einfach nur Musik und ein wenig Licht. Wir reden hier von einem Gesamtkonzept. Die zusätzlichen mannshohen Strahler mit ihren unterschiedlichsten Lichteffekten gaben jedem einzelnen Ton, egal ob Stimme, Instrument oder Elektronik, eine eigene Untermalung. Man wurde in eine musikalische Welt entführt die seines Gleichen sucht. Selbst die tiefste Schwärze zu Beginn von „Phobia“ trug dazu bei. Euzen schaffte es also auch mit dem Fehlen von Tönen und Licht Musik zu erzeugen. Als eine Kraft spielten und sangen sie sich selber in eine regelrechte Trance und zogen das Publikum mit in Ihre Träume.
Eine Stunde lang war der Goldberg erfüllt von den Gedanken und Fantasien. Wie bei vielen Konzerten und anderen schönen Dingen war es viel zu schnell vorbei. Die Erinnerung betrog einen förmlich. Man hatte solch fantastischen Werke wie „Dwelling“, „Mind“ und „Judged by“ gehört aber die Zeit von 60 Minuten hätten gefühlt auch 60 Sekunden sein können. Oder 60 Stunden?
So langsam also kehrte bei Allen das Zeitgefühl zurück und die noch träumende Menschenmenge begab sich zurück an ihre Feuer, Zelte oder Betten. Mit oder ohne Nachttrunk konnte sich nun jeder in seinen Träumen von diesen aufheizenden Emotionen gedanklich noch einmal verführen lassen. Der zweite Tag des Festival-Mediavals war musikalisch zu Ende und doch ist es nur ein Anfang. Der dritte Tag kann beginnen….
Da Isch | German Gothic Radio